Perlen, 4WD und Tim im Stacheldraht

Veröffentlicht am 13. Juli 2025 um 09:44

Die Salties haben uns bisher nicht erwischt, und wir geniessen in vollen Zügen unsere verbleibende Zeit in Western Australia. In einer Woche sind wir bereits im Northern Territory und dann endet auch schon bald unser erstes Quartal in down under. Unser 12-Monatsvisum schreibt nämlich eine Ausreise alle drei Monate vor.

Das Campingleben ist mittlerweile tatsächlich zur Routine geworden, und kürzlich waren wir zum ersten Mal fünf Tage am Stück „off grid“ unterwegs. Den fehlenden Strom können wir problemlos kompensieren – den drei Solarpanels auf dem Dach sei Dank. Das wirklich knappe Gut ist das Wasser. Balu hat zwar zwei grosszügige Tanks mit rund 200l Füllmenge, aber man merkt erst so mal, wieviel Wasser man eigentlich braucht. Als Westler ist man es ja gewohnt, einfach den Hahn aufzudrehen und das Wasser ist unbegrenzt verfügbar. Hier merken wir plötzlich, was das für ein absoluter Luxus ist. Besonders beim Abwaschen können wir sehr viel des kostbaren, flüssigen Guts einsparen.

Überhaupt zeigt uns das Reisen auf, wieviele unsichtbare Grenzen man ohne Probleme verschieben kann. Vor drei Jahren wäre ich auf einer Toilette ohne Papier fast in Panik ausgebrochen und heute – naja, sagen wir es so – für jedes Problem gibt es zahlreiche kreative Lösungen, haha!

Am selben Tag als der Fussballer Diogo Jota bei einem Autounfall tragisch ums Leben kam, mussten wir ebenfalls einem ähnlichen Ereignis beiwohnen. Nach einem ausgiebigen 4WD durch die Wildnis erreichten wir im Norden Broomes ein einsames Kap. Vereinzelt waren ebenfalls ein paar Abenteurer sogar mit Übernachtungsmöglichkeiten dort. Plötzlich hörten wir Schreie und trotz Hilfe aller Anwesenden erlag ein älterer Mann schlussendlich seinem Herzanfall. Die Ernsthaftigkeit solcher Situationen wurde uns auf dem Rückweg noch einmal klar bewusst, als uns die Ambulanz (durch die Abgeschiedenheit des Ortes natürlich unendlich zu spät…) kreuzte.

Das Vollkaskodenken unserer Heimat funktioniert in der weiten Natur halt nur begrenzt und es gilt, Abenteuer und Risiken immer genau abzuschätzen.

Jetzt aber wieder zu freudigeren Themen: Wir haben es doch noch geschafft, einen Platz auf einem Whalewatching-Schiff zu ergattern. Und es hat tatsächlich geklappt! Wir haben unsere ersten Buckelwale gesehen! Es ist immer wieder grossartig, solch faszinierende Geschöpfe in der freien Wildbahn zu sehen.

In Cygnet Bay besuchten wir eine Perlenzucht und waren ob der Einfach- und Ursprünglichkeit des Verfahrens begeistert. Die Begeisterung war so gross, dass wir sogar ein Andenken erwarben. Wer Christina demnächst sieht, kann es vielleicht erblicken…

Auf einem der kostenlosen 24h-Campgrounds am Strassenrand trafen wir eine Schweizer Familie, welche ebenfalls auf grosser Reise ist. Tim hatte grosse Freude am Spiel mit den beiden gleichsprachigen Jungs. Unser Nesthäckchen wurde dabei wohl etwas übermütig, und ich musste ihn beim „Fangis“ aus einem Stacheldraht entwirren…. Soviel nochmals zu Risiko und Abenteuer!

Dieselbe Familie trafen wir dann per Zufall noch einmal in einem wunderbaren, abgelegenen Station stay und wir verbrachten einen schönen Abend zusammen am Lagerfeuer und bei spannenden Gesprächen.

In der letzten Zeit machten wir auch vermehrt 4WD-Fahrten. Ich werde immer sicherer und es macht einen Riesenspass, über Geröll, Sand und neuerdings auch desöfteren durch Flüsse zu fahren. In Bungle Bungle machten wir unseren bisher härtesten Drive. Die zweimal 80 Kilometer schüttelten uns so richtig durch. Hulk macht einen fantastischen Job und hat nun auf diesem Drive seine erste Narbe erhalten – ein kleiner Riss im Chassis ist nun Zeuge des Abenteuers. Gerade heute sind wir auch noch über die Ivanhoe Crossing gefahren. Dies gilt hier sogar für geübte Australier als kleine Mutprobe. Trotz etwas mulmigem Gefühl getrauten wir uns durch den ziehenden Fluss inkl. Salzwasserkrokodilen! Ein nervenaufreibendes Erlebnis…

In El Questro, einem Teil der berühmten Gibb River Road sahen wir auch endlich unsere erste Schlange über die Strasse huschen. Ganz allgemein erleben wir in der Gegend hier wieder unglaublich spektakuläre Naturschauspiele.

Die einzige „Panne“ erlebten wir tatsächlich nicht auf einem abenteuerlichen Drive sondern beim normalen Verschieben zusammen mit Balu. Plötzlich konnte ich nicht mehr höher als in den dritten Gang schalten und Hulk fuhr nicht mehr schneller als 35km/h. Wir schleppten uns so noch auf den nächsten Rastplatz. Hilfsbereit wie die Australier sind, fuhr uns bereits einer nach und erkundigte sich nach unserem Problem. Wie sich herausstellen sollte, war dies ein Ford-Mechaniker, der sogar per Zufall noch sein Diagnosegerät dabei hatte. Was für ein unglaubliches Glück!! Rasch löste der Cardoctor unser Problem und es konnte weiter gehen. Was uns auf den Strassen zuweilen aufs Gemüt schlägt, sind die vielen toten Känguruhs, die man zu sehen kriegt. Auf ein lebendiges der süssen Tierchen kommen zehn tote…

Nach tollen Tagen in Kununura mit Hikes, baden in warmen Quellen und einem Besuch in der lokalen Hoochery Rumdistillerie geht es morgen nun weiter zum Lake Argyle. Danach wird dann die Staatsgrenze ins Northern Territory überschritten!

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