Das Wetter schien es weiterhin nicht gut mit uns zu meinen, denn es regnete ununterbrochen weiter. Die Zeit in Hualien verbrachten wir also indoor, häufig in Cafés. Eine taiwanesische Besonderheit in diesen Cafés, gerne auch in Restaurants, sind die Katzen. Und ich meine nicht die lustigen goldenen Winkekatzen, sondern echte Vierbeiner. Diese leben irgendwie in diesen Cafés und verhalten sich wie Hauskatzen in ihrem Revier. Das heisst, dass neben dem leckeren Cappuccino ein schnurrender Kater liegen kann, haha!
Ebenfalls verregnet wurde dann noch unser zweiter ziviler Hochzeitstag. Wir feierten unser Jubiläum in einem coolen Ami-Restaurant bei ordentlich Fleisch und Wein. Dabei besprachen wir noch eine Routenänderung. Wegen des Regens beschlossen wir, die schönen Strände in Kenting vorerst auszulassen und direkt nach Kaohsiung, eine ziemlich grosse Hafenstadt, zu fahren. Nach einem weiteren Regentag lockerte sich der Himmel langsam auf und es gab zeitweise Sonne. Es ist schon erstaunlich, wie sich das eigene Gemüt synchron zum Wetter verhält. Die Mundwinkel zogen sich beim Auftauchen der Sonne nach oben und die Laune besserte sich schlagartig.
Wir besuchten den Lotus Pond, einen wunderschön angelegten See inmitten der Stadt mit vielen kleinen Highlights wie der Dragon and Tiger Pagoda. Beim Spaziergang um den See gönnte ich mir einmal mehr meine kulinarische Entdeckung Taiwans, den Bubble Tea. In Europa war ich davon bisher eher mässig begeistert, aber hier schmeckt mir dieser Schwarztee mit Milch und Geleebällchen einfach fantastisch!
Am nächsten Tag fuhren wir mit einer Fähre nach Cijin, einer vorgelagerten kleinen Insel, die im Internet als Pendant zu Venice Beach in Kalifornien angepriesen wurde. Naja, ein wenig hinkt der Vergleich schon. Aber das kleine Eiland hat schon seine charmante Seite. Wir mieteten ein lottriges Elektrofahrradmotorradtandemirgendwas und düsten damit über die Insel. Nachdem das eine Bremskabel riss und wir nur noch einseitig bremsen konnten, wurde es sogar noch abenteuerlich…
Nachdem wir unser Gefährt retourniert hatten, genossen wir den Sunset am Strand in einer chilligen Beachbar und trafen dort zufällig noch Markus und Janine, zwei Deutsche, die wir in unserem Hostel kennen gelernt hatten. Zusammen nahmen wir dann die Fähre zurück und verköstigten uns noch an einem der vielen Night Markets, die es hier gibt.
Weiter ging es dann mit dem Bus wieder zurück ins zuvor ausgelassene Kenting. Hier mieteten wir uns endlich wieder einmal zwei Roller und erkundeten damit den wunderschönen Nationalpark. Wir wanderten durch den Recreation Park, welcher riesige Schmetterlinge, Rehe, schöne Höhlen und eine tolle Pflanzenwelt zu bieten hat. Einen Abend verbrachten wir am Strand in einem coolen Restaurant/Bar. Eigentlich war ein alkoholfreier Tag mit Sushi geplant. Aber manchmal kommt es anders als gedacht… Wir lernten Bram kennen, einen Belgier, der ein paar Tage zuvor seine Firma verkauft hatte. Der war natürlich in Feierlaune, und wir „mussten“ das eine oder andere Bier mit ihm trinken. Unser lautes, trinkseeliges Gespräch vernahmen auch ein paar US-Soldaten an einem Nebentisch und bald gab es Shotrunden mit den Militaristen. Ich fühlte mich wie im Film „Top Gun“ – die US Boys sahen wirklich genau so aus, wie man sich diese eben vorstellt.
Ein weiteres Highlight unserer Kentingzeit war das Sashimi-Essen im Hafen. Hier kriegt man fangfrisches Sashimi praktisch direkt vom Boot auf den Teller – superlecker! Ebenfalls richtig schön war unsere Unterkunft hier. Die liebe Grossmutter des Hauses hatte an Tim einen Narren gefressen, überschüttete ihn jedes Mal mit Süssigkeiten und nutzte Google Translate um unserem Kleinen mitzuteilen, wie süss er sei. Überhaupt muss ausdrücklich erwähnt werden, wie meganett, freundlich und hilfsbereit die Taiwanesen sind. Das hätten wir in diesem Ausmass nicht erwartet.
Mit dem Highspeedzug machten wir uns dann auf den Weg nach Taichung. Der Zug fährt etwa so schnell wie der bei uns bekannte französische TGV. Mit rund dreihundert Sachen ging es nicht lange, bis wir unser Ziel erreichten. Dieses war der Sun and Moon Lake, ein See, der irgendwie so gar nicht in das Land passen will. Irgendwie ähnelt die Szenerie total unserem Vierwaldstättersee, einfach mit tropischem Bambus, Palmen und den dazugehörenden exotischen Viechern am Ufer. Wir mieteten uns Fahrräder und fuhren dem See entlang. Tim feierte es ungemein, endlich wieder Velo fahren zu können. Die Tour war wunderbar, da sich die Farbe des Sees irgendwie von jeder Seite her zu ändern schien. Man wähnte sich zeitweise am Caumasee, so türkis schimmerte das Wasser.
Ein weiterer Tim-Höhepunkt war das Hotpot-Essen im Ort. Die asiatische Variante unseres Fondue Chinoise (daher wahrscheinlich der Name…) hat es unserem Kleinen sehr angetan.
So ging auch unsere Zeit im Landesinneren vorbei, und wir mussten uns bereits aufmachen, wieder zurück zu unserem Ausgangspunkt in Taiwan zu kommen, nach Taipeh. Wir verabschiedeten uns von Taiwan bei Bier und Pizza in der hippen Innenstadt und genossen zum Schluss noch einen Cocktail im 47. Stock mit Blick auf das einst höchste Gebäude der Welt, den 101 Tower.
Alles in allem hat uns Taiwan sehr gut gefallen. Der Regen machte uns den Einstieg etwas schwer, aber mit der Sonne kam dann auch die Freude am Land. Jetzt geht es weiter, ebenfalls in ein Land, das wir alle noch nicht kennen. Wir sind so gespannt wie noch nie, das könnt Ihr mir glauben!
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