Unsere drei Wochen Ferien in der Heimat sind nun bereits wieder rum und ich schreibe diese Zeilen im zweiten Flug von Singapur zurück nach Darwin. Es liegt eine intensive Zeit hinter uns. Das Angewöhnen an die Schweiz nahm, wie letztes Mal geschrieben, etwas mehr Zeit in Anspruch als sonst. Aber nach ein paar Tagen war sowohl die grosse Wohnung als auch der Rechtsverkehr wieder völlig in Ordnung. Es jagte ein Highlight das andere – kaum angekommen ging es zu Marco’s (Christinas Bruder) Geburtstagsparty in den Aargau. Nach einem feuchtfröhlichen Abend und Übernachtung bei meinem Schwager und seiner schwangeren Freundin holten wir auf dem Rückweg ins Bündnerland Sacha ab. Wir hatten ja seinen Meilenstein, den 18. Geburtstag verpasst und es galt, das offizielle „Erwachsen sein“ meines Grossen gebührend nachzufeiern. Es macht mich als Vater sehr stolz zu sehen, wie er sich entwickelt hat und nun seinen eigenen Weg geht… In Bündnerland durfte ich ihm dann noch die ersten beiden Fahrlektionen erteilen, und wir kurvten durch die Quartierstrassen Savognins.
Auch ein erster Besuch bei meinen Eltern durfte natürlich nicht fehlen. Hier konnte ich meinen Pflichten als ältester Sohn nachkommen und ein paar administrative Aufgaben für meine Eltern erledigen. Zurück im Bündnerland stand dann der Schweizer Nationalfeiertag an, welchen wir mit den üblichen Verdächtigen zelebrierten. Weiter machten wir verschiedene Wanderungen wobei eine ganz besonders hervorzuheben ist. Zusammen mit unseren Nachbarn, den Krauers, fuhren wir ins Engadin in den Nationalpark. Schon lustig, jetzt erkunden wir auf der ganzen Welt unzählige Nationalparks, haben aber unseren eigenen vor der Haustüre noch nie besucht. Remo hatte die Route gecheckt und meinte, dass es bloss ein wenig geradeaus gehen würde. Es ging tatsächlich geradeaus, aber quasi alles direkt den Berg hoch. Remo legte ein äusserst zackiges Tempo vor und nur gerade Timo und ich konnten mit ihm Schritt halten. Nach jeder Stunde warteten wir schweissgebadet auf unsere Frauen und die zwei kleineren Kinder. Uns so ging es immer weiter, bis wir nach fünf Stunden den höchsten Punkt erreicht hatten. Die Schönheit der geschützten Natur war einfach atemberaubend. Ein 360-Grad Bergpanorama vom Allerfeinsten, und als Krönung gab es noch zwei Hirschfamilien zu sehen. Neben den mächtigen Hirschen sahen wir noch unzählige Murmeli, Gemsen und Adler. Nach der Belohnung für die Plackerei ging es dann noch einmal eineinhalb Stunden den Berg auf der anderen Seite runter. Ziel war eine SAC-Hütte im NP, in der wir übernachteten. Zum Znacht gab es einen SAC-üblichen Dreigänger, und wir belohnten uns noch mit ein paar Bier und feinem Rotwein. Der zweite Teil am nächsten Tag war dann nicht mehr ganz so anstrengend aber ebenfalls sehr schön.
Auf einer weiteren Wanderung von Filisur nach Monstein entdeckte Tim noch ein vierblättriges Kleeblatt. Über mangelndes Glück können wir uns tatsächlich nicht beklagen! Wir genossen die Tage am Badesee, dem Lai Barnagn. Besonders Tim feierte es, mit vielen Kindern auf Schweizerdeutsch in der Natur spielen zu können. Aber auch für uns haben die Bündnerberge und unser kleines Paradies Savognin immer einen sehr erholsamen und erdenden Effekt. In den drei Wochen fanden noch zwei Dorffeste statt, an welchen ich wieder extrem fühlte, wie glücklich ich hier bin. Das Scuntrada und das Seefest sind grosse Feste für die kleine Berggemeinde und erinnern mich immer an die Dorffeste aus meiner Kindheit/Jugend in Mönchaltorf. Dort war es jeweils die Dorfchilbi und das Grümpi. Es ist schwierig zu erklären, aber ich fühle mich auf dem Land einfach sehr wohl. Christina und ich sind uns da einig – wir besuchen gerne grosse, spannende Städte, freuen uns aber immer, wieder zurück auf dem beschaulichen Land zu sein. Richtige Landeier eben, haha!
Effektiv hatten wir nur etwa zwei Abende für uns als Familie allein. Die Zeit in der Schweiz wird halt voll effizient genutzt, um so viele liebe Freunde, wie eben möglich zu treffen. Ich schaffte es sogar einmal nach Zürich zum Kickboxen. Den Abend im Unterland nutzten wir dann gleich auch noch, um mit Freunden essen zu gehen. Ich traf mich mit meinen Jungs in Zürich und auch Christina versammelte ihre Mädelstruppe zum feinen Dinner und Tratsch. Tim durfte diesen Abend bei den Grosseltern verbringen und am nächsten Tag fand per Zufall auch noch ein Freundschaftsspiel meines Grasshopper Clubs gegen das grosse Bayern München statt. Diesem wohnte ich mit Sacha bei und Christina hatte ebenfalls noch einen eigenen Termin. Bei all diesen schönen, aber sehr vollen Tagen freute ich mich riesig, dass wir es doch noch schafften, einen Abend einfach alleine als Familie eines meiner Schweizer Leibgerichte, Raclette mit Tischgrill, zusammen zu geniessen.
Auch das obligate Moutaincart-Fahren durfte nicht fehlen. In diesem Jahr durfte Tim zum ersten Mal selber einen der schnellen Flitzer die Savogniner Berge runtersteuern. Nicht ganz ungefährlich, aber für unseren kleinen Vollgas-Tim natürlich ein Riesenspass!
Zum Abschluss unserer Schweiz-Auszeit hatte meine Mutter noch ein grosses Fest mit Familie und Freunden organisiert. Anlass waren der 77. (Papi) und der 75. (Mami) Geburtstag sowie das goldene (!!) Hochzeitsjubiläum meiner Eltern. Es war ein tolles Fest und für uns natürlich perfekt – wir konnten meine ganze Familie und viele Freunde auf einem Haufen sehen. Ein absolut perfekter Schluss unseres «Visa-runs»! Todmüde fielen wir ins Bett und machten uns heute morgen auf, den langen Weg zurück nach Darwin in Angriff zu nehmen.
Bald ist es jetzt soweit und wir können Balu und Hulk wiedersehen! Nach der wunderschönen, emotionalen aber auch sehr turbulenten Zeit freuen wir uns jetzt auf viel Familienzeit und neue Abenteuer in Australien!
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