Wie im letzten Bericht angetönt, machten wir uns vom Kakadu NP nicht direkt in Richtung Cairns auf, sondern bogen rechts ab in Richtung Mitte des Landes. Da gemäss Christinas Recherchen die Strecke nach Cairns nicht ganz so ergiebig bzgl. Sehenswürdigkeiten ist, beschlossen wir, einen Abstecher ins red centre, das rote Zentrum Australiens zu machen.
Der erste Stop führte uns nach Mataranka, wo wir einen hübschen Campground vorfanden. Das Highlight der Gegend sind die Bitter springs, welche wir quasi direkt vor Balus Tür hatten. Die warmen Quellen (ca. 34 Grad) laden zum gemütlichen Verweilen ein. Da diese hier sogar eine kleine Strömung vorwiesen, liessen wir uns durch den natürlichen Wassercanyon treiben. Mit wir meine ich Tim und mich, denn Christina machten wieder einmal die zwar ungefährlichen aber ziemlich grossen Spinnen einen Strich durch die Rechnung… Da der Canyon völlig naturbelassen ist, findet sich hier natürlich auch das eine oder andere Getier ein. So spinnen die Spinnen ihre Netze ziemlich nah über dem Wasser, manchmal muss man sogar kurz Kopf unter Wasser gehen, um ihnen auszuweichen. Das war für meine Spinnenphobiefrau natürlich etwas zu viel und sie badete einfach beim Einstieg ein wenig, haha!
Wir genossen die chilligen Tage im Outback sehr. Die schönen aber anstrengenden drei Wochen in der Schweiz zollten immer noch ihren Tribut und wir näherten uns unserem Australientempo nur langsam wieder an.
Weiter ging es in Richtung Mitte. Als nächsten Campground auf dem Durchmarsch entdeckte Christina Daly Waters. Der „Ort“ besteht eigentlich bloss aus einem historischen und bekannten Pub. Der Stellplatz lag gerade daneben und wir verbrachten entsprechend einen sehr feuchtfröhlichen Abend im legendären Pub. Aufgrund des coolen Erlebnisses gönnte ich mir mal wieder ein Merchandise-Shirt des Lokals. Diesen Brauch habe ich hier in Australien irgendwie etabliert. Normalerweise ersetze ich ja einfach alle Shirts, die durch sind, im nächsten H&M. Aber hier haben alle diese coolen Locations (Roadhouses, Campgrounds, Restaurants, Beerbreweries etc.) eigenes Merchandise. Und dieses sieht wirklich sehr cool aus. Entsprechend werde ich wohl die nächsten zwölf Monate in Bier- und Pubshirts rumlaufen 😊!
Weiter ging es nach Karlu Karlu (in Aboriginiesprache) oder Devils Marbles. Hier nächtigten wir in einem absolut remoten Spot und konnten die ikonischen Steingebilde beim Sunset eindrücklich auf uns wirken lassen. Da die Strecke nach Alice Springs, was das Ziel war, wirklich sehr weit ist (am Anfang zeigten die Strassenschilder rund 1400km an…), machten wir überall nur eine Nacht halt. Ebenfalls fiel auf, dass die Temperaturen von den sehr heissen +40 Grad langsam wieder etwas humaner wurden.
Alice Springs wurde uns von vielen Freunden als eher hässlich beschrieben. Zum Glück können wir diesen Eindruck nicht teilen. Uns gefiel das historische Städtchen in der Mitte des Kontinents sehr. Besonders der Besuch der Telegraph Station beeindruckte mich zutiefst. Wie diese Pioniere damals die Kommunikation durch das ganze riesige Land und nach Europa aufbauten, ist absolut beeindruckend. Dass man die historischen Gebäude dazu praktisch 1 zu 1 bestaunen kann, ist phänomenal. Desweiteren besuchten wir die lokale Beerbrewery, von welcher wir schon anderorts diverse Biere degustiert hatten. Auch diese war toll – wir gerieten wieder in ein Footiespiel und liessen uns von den freundlichen Aussies nun endlich mal die Regeln des spannenden Sports erklären. Überhaupt gab es in unserem red centre-Abstecher wieder unzählige spannende und bereichernde Begegnungen mit anderen Reisenden. Die Aussies sind einfach so ein nettes und offenes Volk. Dass die ältere Generation hier immer noch in Dachzelten schläft und auf Abenteuer geht, imponiert uns sehr.
Einen weiteren Tag schickte uns Christina auf eine kleine Rundfahrt – es ging auf einen 320km Loop, welcher uns kurze Hikes, Gorges und als Highlight auch noch eine alte Goldgräbersiedung inkl. stillgelegter Minen bescherte. Zum Abschluss sahen wir endlich zum ersten Mal einen Thorny devil. Das berühmte australische Tierchen ist eher selten und wir hatten bisher kein Glück mit Sichtungen. Da die Betonung des Namens etwas schwer ist, hat ihn Tim kurzerhand in horny devil umbenannt. Da der Schwanz des Tierchens hinten nach oben zeigt, irgendwie nicht ganz unpassend…
Nach der spannenden Zeit in Alice Springs ging es nun wieder auf den Rückweg. Als erstes Camp hatten wir das Athelle Outback Hideaway ausgesucht. Nach einer langen Fahrt und finaler 30 km roter Rumpelpiste sind wir endlich angekommen. Auf dem Weg dorthin gab es aber noch ein paar kurze Aufreger – und zwar begann Hulk zu zicken. Plötzlich war der Saft weg und es kam kein Gas mehr. Während der Verlangsamung der Fahrt kam mir der Rat des Fordmechanikers in den Sinn. Also schaltete ich in den neutralen Gang, schaltete während der Fahrt den Motor aus und wieder an (alles mit 6 Tonnen Gespann in Fahrt…). Und prompt klappte es und das Gas war wieder da. Ich klopfte mir selber auf die Schulter ob meines (in meinen Augen 😊) spektakulären und waghalsigen Manövers. Leider hielt das Glück nicht an und Hulk machte dieselben Faxen noch etwa zehnmal. Irgendwie schafften wir es ins Camp und beschlossen erst mal drüber zu schlafen und am nächsten Tag dann nach Tennant Creek zu fahren. Dort, etwa 350km entfernt, befand sich nämlich der nächste Mechaniker.
Nach einer erholsamen Nacht war auch Hulk wieder ausgeruht und es zeigten sich keine Fehlermeldungen mehr. Dennoch machten wir zur Sicherheit auch in Tennant Creek noch eine Nacht halt und heute ist nun das Vertrauen in Hulk wieder voll zurück. Wir nähern uns nun in grossen Schritten dem dritten Bundesstaat – Queensland!
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