Zentralvietnam: Abenteuer Wolkenpass

Veröffentlicht am 28. Juni 2023 um 08:59

Von Nha Trang (auf vietnamesisch übrigens Näh Trääääng gesprochen) wollten wir mit dem Nachtbus, welchen ich im letzten Beitrag noch so gelobt hatte nach Hoi An fahren. Mit der üblichen Verspätung sind wir dann auch tatsächlich losgefahren. Tim freute sich wie immer, und Christina und ich richteten unser Nachtlager im Bus ebenfalls ein. Dann ging es los: der Busfahrer ruckelte, wackelte und huppte, was das Zeug hielt. Teilweise fielen wir fast aus dem Bett. Einmal bremsten wir einen anderen Nachtbus auf der Autobahn (!!) aus, unsere Fahrer (etwa 4 an der Zahl, alle leicht alkoholisiert…) stiegen aus, kapperten den anderen Bus und verprügelten die anderen Fahrer… So ging es dann die ganze Nacht über weiter. Christina schloss bereits mit ihrem Leben ab, und auch mir wurde es etwas mulmig. Nur Tim schlief tief und fest und war am Morgen dann der einzig ausgeschlafene Fahrgast 😊. Christina beschloss am Morgen, dass dies für eine gewisse Zeit unser letzter Nachtbus gewesen sei…

Unser Ziel in Zentralvietnam, Hoi An, entschädigte uns aber für die abenteuerliche Busfahrt! Der  wunderhübsche Ort mit einer verkehrsfreien Altstadt, ist einfach nur zum Verlieben. Dies wurde auch von der Unesco gewürdigt, welche den Stadtteil zum Weltkulturerbe ernannte. Eine solche Ehre zieht halt einfach immer ganz viele Touristen an, und am Abend war die Altstadt dann schon ziemlich voll. Dennoch konnten wir die ganz speziellen Vibes des Ortes voll und ganz geniessen. Auch die obligate Flussfahrt und das Aussetzen von drei Wunschlaternen auf dem Fluss liessen wir uns natürlich nicht nehmen. Obwohl es Tim schwer fiel, behielten wir alle unsere Wünsche für uns – ansonsten werden sie ja nicht wahr!

Ein anderes Thema hatte ich beim letzten Eintrag noch vergessen: Die Kulinarik. Vietnam hat eine hervorragende Küche und der Streetfood ist einzigartig. Man sieht überall auf den Strassen quasi Kindertischchen und -stühle. Wieso die Vietnamesen alle so nah am Boden essen, ist uns nach wie vor ein Rätsel (so klein sind sie gar nicht). Aber es ist superwitzig, von der uralten Grossmutter ein Bahn mi (Philipp) oder eine Pho (Christinas Suppe) auf den Zwergenmöbeln serviert zu bekommen! Auch Kaffee kriegen die Vietnamesen klar besser hin als die Indonesier. Es hat viele richtig süsse Cafes, in welchen wir gerne unseren After-Dinner-Coffee (Christina ist verliebt in den Egg-Coffee) zu uns nehmen. Auch das lokale Craft Beer hat es uns angetan, und wir gönnen uns regelmässig ein 6er Degu-Flight… Aber auch gesunde natürliche Drinks gibt es hier an jeder Ecke. Tim bestellt und jeweils ungefragt „two fresh coconuts, please!“.

Unser Hotel in Hoi An war der absolute Kracher: ein kleines Boutique Hotel der Extraklasse (wer auch mal nach Hoi An möchte: Little Hoi An heisst es) mit superfreundlichem Personal. Leider blieben wir nur zwei Tage. Dann machten wir uns auf das bisher (ok, die letzte Busfahrt vielleicht ausgenommen) grösste Abenteuer. Wir mieteten uns Roller, liessen unsere grossen Backpacks separat liefern und fuhren über den Hai Van (der Wolkenpass). Als Schweizer beeindruckt uns die Passhöhe von

496 M.ü.M. nicht sonderlich, aber vom Pass aus das Meer zu sehen, war schon cool! Die Strecke von ca. 130km nach Hué ist für Roller und über einen Berg (ok, Hügel…) schon nicht ganz ohne. Hinzu kamen diverse Stopps mit Sehenswürdigkeiten. Ich lasse mich ja meistens überraschen, was Christina wieder Tolles recherchiert hat. Hier hat sie mal wieder ein richtiges Bijoux gefunden – die Marble (Marmor) Mountains! Fünf imposante Marmorhügel mit Höhlen und alten Tempelruinen. Tim und ich kamen richtig ins Indiana Jones-Fieber und erkundeten alle Winkel. Dann hatte sie noch einen Halt an einem bekannten Wasserfall geplant. Auf der Fahrt sahen wir dann eine Abzweigung zu einem anderen, irgendwie lokaleren Wasserfall und entschieden uns spontan, diesen zu besuchen. Nach bereits rund 6 Stunden Töfflifahrt war es super, sich im Wasser abkühlen zu können. Der Abzweiger führte durch Dickicht und staubige Nebensträsschen zu einem kleinen Wasserfall, an welchem ausschliesslich Einheimische badeten. Wir „anders Aussehenden“ waren die Attraktion und es war wieder superschön, die Herzlichkeit der Leute zu spüren.

Weitere zwei Stunden später waren wir dann in Hué, welches ebenfalls ein schönes Städtchen ist. Hier verbrachten wir drei Nächte und hatten das Vergnügen, ebenfalls spannende Erlebnisse zu sammeln: Wir fuhren mit einem Drachenboot, besuchten die alte Kaiserstadt (eine riesige Anlage) und legten nach all den kulturellen Highlights mal wieder einen Strandtag ein. Aufs Geratewohl liessen wir uns einfach ans Meer fahren und per Zufall fanden wir einen megaidyllischen Strand, wo wir dann den Tag verbrachten.

Nach Hué nahmen wir uns noch ein weiteres Fortbewegungsmittel vor, den Zug. Wir fuhren wieder ein wenig zurück in den Süden nach Da Nang. Christina hatte diesen Weg extra rausgesucht, da die Gleise mehr oder weniger direkt dem Meer entlang verliefen. Links das Meer, rechts der Hai Van Pass und Urwald. Eine ganz tolle Zugfahrt.

Das Ziel, Da Nang, ist eine der grösseren Städte Vietnams (nicht mehr so süss wie Hoi An oder Hué). Durch die Lage am Meer ist es aber auch sehenswert. Unser Hotel hatte einen Rooftop-Pool mit Blick auf die berühmte Drachenbrücke. An beiden Abenden genossen wir den Pool und die Aussicht. Da das Hotel ein kleines Gym sein Eigen nennen darf, nutzten wir die Gelegenheit und trainierten mal wieder anständig. Am zweiten Tag besuchten wir dann einen weiteren Touri- und Insta-Hotspot. Wie meistens gingen wir mit gemischten Gefühlen hin, wurden aber wieder positiv überrascht! Die Golden Hands-Brücke und die grösste Buddha-Statue Vietnams muss man schon besuchen, wenn man in Da Nang ist. Dass dann zusätzlich zu diesen beiden Sehenswürdigkeiten auch noch ein kleiner Freizeitpark dabei war, freute Tim besonders.

Jetzt geht unsere Zeit in Zentralvietnam bereits wieder zu Ende und wir fliegen morgen in die Hauptstadt, Hanoi. Wir sind bereits gespannt, was der Norden Vietnams zu bieten hat!

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