Kambodscha Teil 2: Eine Unterkunft für CHF 4.40.-- pro Nacht

Veröffentlicht am 2. August 2023 um 05:40

Die Zugfahrt in die Hauptstadt Phnom Penh war mal wieder eine Geschichte für sich. Als Schweizer macht man sich bei einer anstehenden Zugfahrt Gedanken darüber, ob man wohl pünktlich ankommen wird. Hier lief es etwas anders… Der Zug in die Hauptstadt fährt einmal am Tag nach Battambang und dann am Nachmittag wieder zurück. So weit, so gut. Wir dachten noch so: „Komisch, der Zug fährt nur einmal am Tag in die Hauptstadt mit doch 2.3 Mio. Einwohnern?!“. Wenn ich daran denke, wieviele Züge täglich von Zürich nach Bern und zurück fahren, hhmm. Pünktlich stand dann der etwas altmodische Zug (schätzungsweise 60-70 Jahre alt) am schmucken, kleinen Bahnhof und wir stiegen ein. Er hatte bloss 4 Wagons und diese waren nicht einmal zur Hälfte gefüllt. Es ging pünktlich los und wir hatten entsprechend genügend Platz, uns auszubreiten. Nach rund 3 Stunden knallte es zweimal heftig – ob da wohl etwas abgebrochen war? Irgendwo im Nirgendwo begann der Zug plötzlich zu wackeln! Und zwar richtig! Wir hatten Angst, dass er gleich entgleisen würde. Christina und Tim schrien und sogar die anwesenden Einheimischen machten etwas spezielle Gesichter. Als Reaktion hielt der Zug nicht etwa an, es wurde einfach das Tempo etwas gedrosselt und weitergewackelt. Wir waren uns sicher, dass der Zug gleich stoppen würde und man das Problem beheben würde. Christina plante, in diesem Fall auszusteigen und ein Taxi zu rufen. Ein Blick von mir auf mein empfangsloses Handy machte diesen Plan dann bereits obsolet. Kein Empfang, kein Taxi… Der Zug holperte also weiter, meine Familie schrie zwischendurch mal wieder und mit rund 2 Stunden Verspätung sind wir dann tatsächlich angekommen. Eine Erfahrung mehr, haha!! Wir wissen jetzt also, dass es wichtiger ist, überhaupt anzukommen als pünktlich anzukommen und warum so wenige Kambodschaner Zug fahren!

In Phnom Penh waren wir dann vier Tage lang in einer superschönen Unterkunft. Wir hatten ein kleines Appartment mit Rooftop-Pool und tollem Gym. Die Hauptstadt selber ist nicht sonderlich spektakulär. Das grösste Highlight, wenn man so will, ist das Genozid-Museum. Ein Besuch ist Pflicht und erschüttert einen zu tiefst. Was Menschen in der Lage sind, anderen anzutun, ist einfach unfassbar. Dies in diesem ehemaligen Gefängnis der Roten Khmer direkt vor Augen geführt zu bekommen, lässt niemanden kalt und hinterlässt Spuren. Anschliessend einen lustigen, unbeschwerten Abend zu haben, ist wohl ausgeschlossen. Dies ist aber sicherlich auch Teil des Sinns dieser Institution.

Mit dem Minivan fuhren wir dann weiter nach Kratie in den Osten des Landes. Hier wollten wir hauptsächlich die vom Aussterben bedrohten Irawadi-Delfine sehen (es existieren weltweit nur noch 89 Stück). Der Anblick der Flussdelfine war dann auch genauso schön wie erwartet. Etwas anderes war aber hier draussen dann noch spezieller. Und zwar buchten wir (also eigentlich Christina 😊) die günstigste Unterkunft unserer bisherigen Reise: USD 5.—pro Nacht. Wir nächtigten im Homestay unseres Hosts und teilten uns fast alles mit ihm und seiner 6-köpfigen Familie. Das hiess also kein eigenes WC, auch die Dusche geteilt und kaum Privatsphäre. Allerdings war genau das am Schluss das, was die coole Erfahrung ausmachte. Wir erlebten in 3 Nächten das Leben einer kambodschanischen Familie hautnah! Tim und der 6-jährige Sohn des Owners freundeten sich natürlich gleich an und zogen zusammen um die Häuser. Alleine über diese Tage könnte ich stundenlang schreiben… Wir machten mit dem Vater eine ganztägige Tuktuk-Tour durch die Gegend und besuchten diverse Familien bei ihren Tätigkeiten. Auch zwei Schulen standen auf dem Programm. Alle bisherigen Touren waren toll, aber man hatte manchmal das Gefühl, dass man das Leben der Einheimischen irgendwie vorgeführt bekommt. Das war hier nicht der Fall. Es war wie wenn Sokh uns seinen Freunden vorstellen würde. Ein richtig toller Tag!

Nach drei Nächten machten wir uns dann mit dem nächsten Minivan auf den Weg noch weiter in den Osten, an die vietnamesische Grenze. Die Gegend heisst Mondulkiri, und man besichtigt hier hauptsächlich Elefanten und Wasserfälle oder geht Trekken in den Highlands. In Kambodscha leben noch rund 300 Elefanten. Wir besuchten im Dschungel ein wunderschönes Sanctuary und durften einmal mehr einiges über Christinas Lieblingstiere lernen. Mit uns besuchte noch ein Biologe, welcher gerade eine Studie über solche Sanctuarys erstellt, das Camp. Er stellte den Bedingungen eine sehr gute Note aus und wir freuten uns somit gleich doppelt.

An diesem Tag hatten wir Glück und es regnete nur wenig. Allerdings sind wir hier jetzt wirklich in der Regenzeit angekommen und es regnet sehr oft und heftig. Mir schlägt das etwas aufs Gemüt und wir beschlossen darum, die Gegend nach vier Tagen zu verlassen und über Phnom Penh nach Malaysia zu fliegen. Dort soll das Wetter wieder besser sein 😊! Ich freue mich bereits wieder riesig, die Sonne zu sehen und wieder zu schwitzen!

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